Etappe 8: Nordkap - Nordkinn - Tana bru
10. August 2005 - Mittwoch
Wir schlafen lange, bis 10 Uhr. Rundherum fahren einige bereits weiter. Das Nordkap liegt in dickem Nebel. Wir schreiben unsere Karten, die wir hier oben absenden wollen. Dann noch einmal vor zur Weltkugel um die Fotos im Vergleich mit dem Nebel zu machen. Wenn wir gestern so ein Wetter hätten, wäre es wirklich schade gewesen.
Wir fahren durch dicken Nebel über die Hochebene von Mageroya. Man sieht nicht weit, plötzlich stehen 4 Rentiere vor uns auf der Straße. Vollbremsung! Nichts passiert. Wer hat sich wohl mehr erschrocken? Wir oder die Rentiere? Sobald wir tiefer kommen, wird der Nebel weniger. So richtig klart es jedoch nicht auf. Die Straße hinunter bis nach Lakself zieht sich endlos hin. Man meint, sie würde niemals enden. Ständig geht es runter auf Tempo 60 und im ersten Teil der Strecke immer wieder Rentiere. Wieder steht eine Gruppe Rentiere vor uns auf der Straße. Die Tiere haben keine Scheu und bleiben einfach dort stehen. Für uns heißt es also warten und fotografieren.
Endlich in Lakself angekommen gibt es keinen offenen Campingplatz. So langsam merken wir, daß die Saison an einigen Stellen zu Ende geht. Nach einem kurzem Telefonat mit Einar, unserem norwegischen Freund vom Nordkap, fahren wir weiter bis nach Børself. Sie haben dort einen kleinen Platz gefunden. Der Platz in Børself ist ein kleines Hüttencamp, auf dem aber auch ein paar wenige Camper stehen. Den Platz hätten wir sonst nie gefunden. Morgen wollen wir auf die Nordkinn Halbinsel. In Kjollefjord gibt es einen Campingplatz, an dem wir unsere Tanks füllen wollen. Hier können wir nur unsere Batterien aufladen.
11. August 2005 - Donnerstag
Von Børself aus geht es hinauf aufs Bjørfjell, vorbei an einigen schönen Wasserfällen. Am Adamsfoss, einem schönen Wasserfall, führt ein schmaler Pfad extrem schmal und steil hinunter an den Fjord. Nach links geht es über Steine an den Wasserfall. Dort liegt eine verrostete Brücke schräg über den Steinen. Wer den abenteuerlichen Weg wagt, wird mit einem schönen Blick auf den Adamsfoss belohnt. Ganz ungefährlich ist es jedoch nicht.
In Ilfjord biegen wir nach links auf die 888 ab. Wir wollen auf die Nordkinn Halbinsel. Anfangs geht es am Laksefjord entlang, dann hinauf aufs Fjell. Die Straße ist meist 1-spurig mit vielen Ausweichbuchten, aber gut asphaltiert. Auf der Höhe, ca. 200 - 500 m wächst fast nichts mehr. Wenige Gräser und teilweise fast nur Steine. Die Straße wird momentan erneuert, daher gibt es eine 17 km lange Schotterpiste. Da kommen wir nur mit Tempo 30-40 voran. An der Enge zwischen den beiden Fjorden Eidsfjord und Hopsfjord geht es kurz hinunter auf Meeresniveau. Die Landenge ist extrem schmal. Beinahe wäre die Nordkinn Halbinsel eine Insel geworden. So gibt es dort nun den nördlichsten Punkt auf europäischem Festland. Dieser Punkt ist jedoch 20 km von der letzten Straße entfernt und nur mühsam zu Fuß erreichbar. Für diese Tour sollte man bei diesem Gelände 2-3 Tage einplanen. Irgendwann möchte ich es mal machen.
Wir fahren nun von der besagten Landenge hinauf auf die Hochebene der Nordkinn Halbinsel. Hier gibt es fast nur noch Steine. Die Wolken hängen tief und die Sicht wechselt schnell von gut bis total schlecht. Unsere erste Anlaufstelle ist Kjollefjord. Hier ist ein Hafen der Hurtigroute. Es gibt eine Sparebank und direkt gegenüber einen Supermarkt. Nur der Campingplatz wurde aufgegeben. Also geht es wieder zurück auf die Straße. So langsam fahren wir mit unseren Versorgungstanks auf Reserve. Einige Kilometer zurück liegt der Nordkinn Campingplatz, der jedoch nicht auf Wohnmobile sondern nur auf die Nordkinn Wanderer eingestellt ist. Also weiter nach Gamvik unserem ursprünglichen Ziel auf der Halbinsel. Hier soll es angeblich einen Campingplatz geben auf dem Weg zum Leuchtturm. Dies ist jedoch eher ein Witz.
Wir fahren vor zum Leuchtturm Slettness fyr, dem nördlichsten Leuchtturm auf
europäischem Festland. Die Straße ist fast eine Zumutung, aber es lohnt sich.
Die Brandung ist enorm. Die Wellen peitschen an die Küste. Eigentlich kann man den
Leuchtturm besichtigen, aber aufgrund des schlechten Wetters ist niemand mehr da.
Aber auch so ist es ein beeindruckender Platz. Die Natur zeigt sich von einer
sehr rauhen aber auch sehr schönen Seite. Nachdem wir essen, fahren wir zurück
nach Gamvik. Wir wollen die nördlichste Kirche auf europäischem Festland besichtigen.
Diese wie auch viele andere Kirchen in Norwegen ist jedoch verschlossen.
Wir haben allerdings auch nichts anderes erwartet.
Da es hier keinen Übernachtungsplatz gibt und wir unsere Tanks bald füllen müssen, fahren wir wieder zurück auf der 888. Zwischen Kalak und Lebesby finden wir ein ruhiges Plätzchen seitlich der Straße mit Blick auf den Laksefjord. Direkt vor uns liegt die Insel Store Brattholmen, die unbewohnt ist. Die Sicht ist sehr gut und wir können noch einige Zeit vor unserm Wohnmobil sitzen bevor es kühler wird. Morgen geht es wieder hinauf aufs Ifjordfjell und über die 98 weiter nach Tana bru, wo wir auf dem Campingplatz übernachten wollen.
12. August 2005 - Freitag
Zurück in Ifjord geht es hinauf aufs Ifjordfjell. Außer Moos und Gräsern wächst hier nichts mehr. Die 98 (Eismeerstraße) wird zunehmend schlechter. Früher verlief hier die E6. Diese ist seit vielen Jahren in den Süden an die Grenze zu Finnland verlegt worden. Auf dieser Straße sollte man nicht mehr als 60 km/h fahren. Da wird einem klar, warum die neue E6 weiter im Süden verläuft. Dort ist die Witterung nicht so rauh wie hier. Besonders die Winter sind hier oben sehr hart. Dann ist diese Straße auch gesperrt. Hier fallen Rentierzäune auf. Wir haben wieder mal großes Glück und sehen eine große Herde an einem Gatter. Sobald wir uns jedoch nähern, verschwinden sie hinter dem nächsten Hügel.
Dann geht es wieder abwärts in Richtung Tana. Die Straße streift dabei mehrere südliche Arme des Tanafjords und kommt an netten kleinen Fischersiedlungen vorbei. In Fuostofielbma kommen wir an die Tana, diesem mächtigen Strom. Das Tal öffnet sich weit und bietet viel Platz für die Landwirtschaft. Etwas weiter südlich von Ruostefielbma am weit sichtbaren Holmfjell (280 m) liegt ein netter Rastplatz direkt am Fluß. Das Ufer ist sandig. Es ist der lachsreichste Fluß der Finnmark. Die einzige Brücke liegt weiter südlich in Tana bru. Hier wollen wir auf den Campingplatz. Er liegt direkt neben der Brücke hinter einem Hotel. Angeblich ist die Entsorgungsstation für Wohnmobile seit einer Woche defekt. Da wir diese aber dringend brauchen fahren wir 5 km weiter bis Skiippagurra. Hier gibt es einen großen Campingplatz, der sogar schöner ist als der in Tana bru. Es gibt jede Menge Platz, eine gute Sanitärausstattung und sogar eine Sauna. Diese werden wir jedoch nicht nutzen, wollen dies aber spätestens in Finnland unbedingt mal einplanen.